Risiken für Patientenorganisationen
- Ist unser Ansatz noch zeitgemäss?
- Welche Risiken müssen wir berücksichtigen?
Wir skizzieren die neuesten Entwicklungen und zeigen auf wie Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen diese effektive nutzen können. Präsentation-Slides sowie ein YouTube Video sind Teil dieses Blogbeitrages. Übrigens, aufbauend auf diesem Blogeintrag gebe ich im März 2014 einen Workshop am Careum Congress in Basel
Schlagwörter: Auffindbarkeit, Krankheit, Patientengruppe, Selbsthilfe, Marketing Mix, Strategie, Ratgeber, Risk Management, Searchability, Trend, Usability
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1. Trend – immer öfters wird eine kostenlose Plattform geschlossen
Das Wichtigste sind heute wie auch gestern immer noch die Inhalte. Doch wie stellen wir sicher, dass diese von unseren Mitgliedern oder Interessenten auch noch in drei Jahren genutzt werden können? Obwohl es verschiedene Möglichkeiten gibt, Inhalte kostenlos auf verschiedensten Plattformen zu platzieren (z.B. Quora, Facebook, Google+, usw), ist dies mit Risiken verbunden, wie z.B.:
1.1 – Wenn der Anbieter den Inhalt nicht mag, wird er diesen vom Netz nehmen (dies kann auch versehentlich passieren – siehe Stadt München, deren Facebook Seite geschlossen wurde).
1.2 – Wenn sich kostenlose Angebote nicht wie gewünscht entwickeln, können diese vom Anbieter geschlossen werden. Ein Beispiel ist Google Sidewiki. Es ging im September 2009 Online. Es wurde im September 2011 geschlossen.
Weitere Beispiel sind Aardvark, Google Buzz usw. (siehe auch Slides unten für mehr Beispiele).
PS. Google hat eine Strategie: Plattformen / Konkurrenzprodukte kann man kaufen – und sie weiterlaufen lassen oder auch gleich schliessen.
Trend 2 – immer weniger wollen uns zuhören
Alle wollen gehört werden. Dies bedeutet z. B., dass eine Selbsthilfegruppe oder eine Patientenorganisation, möglichst viele interessierte Leser erreichen will. Das Erreichen von vielen Lesern stellt leider jedoch noch nicht sicher, dass sich eine ‘Community’ entwickelt. Auch fördern wir das Engagement unserer Leser in der Community nicht, wenn wir als Patientenorganisation noch nicht im Web 2.0 angekommen sind. Deshalb sollte man die folgenden Herausforderungen lösen:
2.1- Die meisten von uns sind auf verschiedenen Plattformen aktiv (z.B. Facebook, Twitter, Viadeo oder Xing). Die Zeit wird daher immer knapper. Dies wirkt sich in Patientenforen wie auch LinkedIn-Gruppen negativ aus. Das heisst, ohne guten Grund (z.B. interessante Diskussionen oder Blogbeiträge) engagieren sich die Mitglieder höchst selten.
Die Folge davon kann sein, dass wir kaum oder sogar keine Antworten auf eine Frage in einem Forum erhalten.
2.2 – Eine weitere Herausforderung ist, dass sich Anfragen wie auch Diskussionen alle zwei Jahre wiederholen können. Zum Beispiel werden schon vorher diskutierte Fragen nochmals von neuen Mitgliedern gestellt. Dies kann zum Kommentar führen: “oh je, nicht schon wieder diese Frage….” Hier sind die Moderatoren gefragt.
Wenn notwendig, können die Moderatoren auch Mitglieder ansprechen. Dies hilft, wenn sie meinen, dass das Mitglied zu einem bestimmten Beitrag einen Kommentar abgeben möchte oder könnte (z.B. Erfahrungsbericht).
Hier noch meine Slides inklusive Links zu weiteren Ressourcen zum Thema.
Wenn Risiko 2.1 und 2.2. nicht gut gemeistert werden, dann bleibt die Online Diskussionsgruppe oder der Blog der Patientengruppe als virtuelle Ruine zurück. Interessant: Immer mehr Nutzer bleiben > also 30 Tage weg von Facebook, Twitter, LinkedIn, Pinterest, Xing – Das Problem gilt es zu meistern.
Trend 3 – Die Story ist NICHT wichtiger als die Fakten
Immer wichtiger wird es eine gute Geschichte zu erzählen (siehe unsere Foto am Anfang dieses Beitrages). Damit diese aber überhaupt gelesen wird, muss man zuerst einmal das Interesse beim Leser wecken. Hier hilft sicherlich eine gute Überschrift oder eine etwas provokative These. Dieser Ansatz birgt jedoch Risiken in sich, wie z.B.:
3.1 – Vertrauen ist das wichtigste Kapital einer Patientengruppe. Deshalb dürfen sich Überschriften wohl kaum mit denen der Boulevardpresse messen. Dies bedeutet ebenfalls, dass man die Qualität der Inhalte zu denen man einen URL (Link) aufschaltet überprüfen muss.
Das heisst, ohne was vorher zu lesen, sollte man einen Link zu einem Dokument nicht einfach auf Twitter teilen. Dies passiert häufiger als man wegen des Risikos vermuten würde.
3.2 – Ebenfalls kann das obige Verhalten dazu führen, dass die Reputation des Online Forums oder aber der Selbsthilfegruppe leidet. Der Aufbau der Reputation und des Vertrauens hat vielleicht Jahre gedauert. Leider kann dies schnell zerstört werden. Hier ist Vorsicht geboten.
Ebenfalls interessant: Selbsthilfegruppen: 4 Tipps zum besseren Social Media Marketing
Fazit
Drei Dinge erscheinen mir wichtig um die obigen Trends erfolgreich bewältigen zu können und die damit verbunden Risiken effektive zu managen:
1. Wo bieten wir Inhalte an: Nur auf der eigenen Webseite oder dem Blog, haben wir die Kontrolle, Inhalte so lange wie gewünscht anzubieten. Rund 30 Prozent der Inhalte welche auf Facebook oder Twitter geteilt werden, sind nach drei Jahren nicht mehr auf dem Netz auffindbar. Für Selbsthilfegruppen und deren Mitglieder ist dies unbefriedigend. Bei den heutigen tiefen Kosten zur Datenspeicherung ist das Löschen von Inhalten auf einer Webseite oder einem Blog, inklusive angebotener Dokumente zum Download, unverständlich.
2. Die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen hilft langfristig, dass die Community aktiv bleibt: Drei bis fünf Moderatoren (d.h. ausgewählt aus den Reihen der aktiven Mitgliedern der Gruppe) erhöht die Partizipation von Mitgliedern. Weniger aber beständige Aktivitäten (d.h. neue Antworten, Diskussions- oder Blogbeiträge) zahlen sich langfristig aus. Wie der CyTRAP Blog Benchmark zeigt, das Resultat ist fast immer ein höheres Engagement in Online Foren für Betroffene und Familienangehörige.
3. Vertrauen und Reputation sind unser wichtigstes Markenzeichen: Die Qualität ist hier wichtig, d.h. wenn eine neue Behandlungsmethode diskutiert wird, sollte der Zugang zu Fachartikeln sichergestellt werden. Community Gruppen können das Vertrauen bei Ärzten und Mitgliedern schnell verlieren. Dieses Vertrauen gilt es zu schützen.
Quelle: Careum Congress 1: Social Media Trends
Wie sind Eure Erfahrungen in Online Foren für Betroffene und Familienangehörige? Welche Tipps habt Ihr für Mitglieder von Patientengruppen welche Social Media nutzen? Seit Ihr Mitglied in einer Patientengruppe? Habt Ihr einen Rat was das Bloggen betrifft? Freue mich wie immer über Euer / Ihr Feedback in den Kommentaren unten. Danke
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