Careum Congress: Social Media Trends

by Urs E. Gattiker on 2013/11/27 · 7 comments 10.661 views

Risiken für Patientenorganisationen

  • Ist unser Ansatz noch zeitgemäss?
  • Welche Risiken müssen wir berücksichtigen?

Wir skizzieren die neuesten Entwicklungen und zeigen auf wie Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen diese effektive nutzen können.  Präsentation-Slides sowie ein YouTube Video sind Teil dieses Blogbeitrages. Übrigens, aufbauend auf diesem Blogeintrag gebe ich im März 2014 einen Workshop am Careum Congress in Basel

Schlagwörter: Auffindbarkeit, Krankheit, Patientengruppe, Selbsthilfe, Marketing Mix, Strategie, Ratgeber, Risk Management, Searchability, Trend, Usability

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1. Trend  – immer öfters wird eine kostenlose Plattform geschlossen

Das Wichtigste sind heute wie auch gestern immer noch die Inhalte. Doch wie stellen wir sicher, dass diese von unseren Mitgliedern oder Interessenten auch noch in drei Jahren genutzt werden können? Obwohl es verschiedene Möglichkeiten gibt, Inhalte kostenlos auf verschiedensten Plattformen zu platzieren (z.B. Quora, Facebook, Google+, usw), ist dies mit Risiken verbunden, wie z.B.:

1.1 – Wenn der Anbieter den Inhalt nicht mag, wird er diesen vom Netz nehmen (dies kann auch versehentlich passieren  – siehe Stadt München, deren Facebook Seite geschlossen wurde).

1.2 – Wenn sich kostenlose Angebote nicht wie gewünscht entwickeln, können diese vom Anbieter geschlossen werden.  Ein Beispiel ist Google Sidewiki. Es ging im  September 2009 Online. Es wurde im September 2011 geschlossen.

Weitere Beispiel sind Aardvark, Google Buzz usw. (siehe auch Slides unten für mehr Beispiele).

YouTube Preview Image PS. Google hat eine Strategie:  Plattformen / Konkurrenzprodukte kann man kaufen – und sie weiterlaufen lassen oder auch gleich schliessen.

Trend 2 – immer weniger wollen uns zuhören

Alle wollen gehört werden. Dies bedeutet z. B., dass eine Selbsthilfegruppe oder eine Patientenorganisation, möglichst viele interessierte Leser erreichen will. Das Erreichen von vielen Lesern stellt leider jedoch noch nicht sicher, dass sich eine ‘Community’ entwickelt. Auch fördern wir das Engagement unserer Leser in der Community nicht, wenn wir als Patientenorganisation noch nicht im Web 2.0 angekommen sind. Deshalb sollte man die folgenden Herausforderungen lösen:

2.1- Die meisten von uns sind auf verschiedenen Plattformen aktiv (z.B. Facebook,  Twitter, Viadeo oder Xing). Die Zeit wird daher immer knapper. Dies wirkt sich in Patientenforen wie auch LinkedIn-Gruppen negativ aus. Das heisst, ohne guten Grund (z.B. interessante Diskussionen oder Blogbeiträge) engagieren sich die Mitglieder höchst selten.

Die Folge davon kann sein, dass wir kaum oder sogar keine Antworten auf eine Frage in einem Forum erhalten.

2.2 –  Eine weitere Herausforderung ist, dass sich Anfragen wie auch Diskussionen alle zwei Jahre wiederholen können. Zum Beispiel werden schon vorher diskutierte Fragen nochmals von neuen Mitgliedern gestellt. Dies kann zum Kommentar führen: “oh je, nicht schon wieder diese Frage….” Hier sind die Moderatoren gefragt.

Wenn notwendig, können die Moderatoren auch Mitglieder ansprechen. Dies hilft, wenn sie meinen, dass das Mitglied zu einem bestimmten Beitrag einen Kommentar abgeben möchte oder könnte (z.B. Erfahrungsbericht).

Hier noch meine Slides inklusive Links zu weiteren Ressourcen zum Thema.

Wenn Risiko 2.1 und 2.2. nicht gut gemeistert werden, dann bleibt die Online Diskussionsgruppe oder der Blog der Patientengruppe als virtuelle Ruine zurück. Interessant: Immer mehr Nutzer bleiben > also 30 Tage weg von Facebook, Twitter, LinkedIn, Pinterest, Xing – Das Problem gilt es zu meistern.

Trend 3 – Die Story ist NICHT wichtiger als die Fakten

CLICK IMAGE - Social Media Audit - Urs E. Gattiker - Rave reviewsImmer wichtiger wird es eine gute Geschichte zu erzählen (siehe unsere Foto am Anfang dieses Beitrages). Damit diese aber überhaupt gelesen wird, muss man zuerst einmal das Interesse beim Leser wecken. Hier hilft sicherlich eine gute Überschrift oder eine etwas provokative These. Dieser Ansatz birgt jedoch Risiken in sich, wie z.B.:

3.1 – Vertrauen ist das wichtigste Kapital einer Patientengruppe. Deshalb dürfen sich Überschriften wohl kaum mit denen der Boulevardpresse messen. Dies bedeutet ebenfalls, dass man die Qualität der Inhalte zu denen man einen URL (Link) aufschaltet überprüfen muss.

Das heisst, ohne was vorher zu lesen, sollte man einen Link zu einem Dokument nicht einfach auf Twitter teilen. Dies passiert häufiger als man wegen des Risikos vermuten würde.

3.2 – Ebenfalls kann das obige Verhalten dazu führen, dass die Reputation des Online Forums oder aber der Selbsthilfegruppe leidet. Der Aufbau der Reputation und des Vertrauens hat vielleicht Jahre gedauert. Leider kann dies schnell zerstört werden. Hier ist Vorsicht geboten.

Ebenfalls interessant: Selbsthilfegruppen: 4 Tipps zum besseren Social Media Marketing

Fazit

Drei Dinge erscheinen mir wichtig um die obigen Trends erfolgreich bewältigen zu können und die damit verbunden Risiken effektive zu managen:

1. Wo bieten wir Inhalte an: Nur auf der eigenen Webseite oder dem Blog, haben wir die Kontrolle, Inhalte so lange wie gewünscht anzubieten. Rund 30 Prozent der Inhalte welche auf Facebook oder Twitter geteilt werden, sind nach drei Jahren nicht mehr auf dem Netz auffindbar. Für Selbsthilfegruppen und deren Mitglieder ist dies unbefriedigend. Bei den heutigen tiefen Kosten zur Datenspeicherung ist das Löschen von Inhalten auf einer Webseite oder einem Blog, inklusive angebotener Dokumente zum Download, unverständlich.

2. Die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen hilft langfristig, dass die Community aktiv bleibt: Drei bis fünf Moderatoren (d.h. ausgewählt aus den Reihen der aktiven Mitgliedern der Gruppe) erhöht die Partizipation von Mitgliedern. Weniger aber beständige Aktivitäten (d.h. neue Antworten, Diskussions- oder Blogbeiträge) zahlen sich langfristig aus. Wie der CyTRAP Blog Benchmark  zeigt, das Resultat ist fast immer ein höheres Engagement in Online Foren für Betroffene und Familienangehörige.

3. Vertrauen und Reputation sind unser wichtigstes Markenzeichen: Die Qualität ist hier wichtig, d.h. wenn eine neue Behandlungsmethode diskutiert wird, sollte der Zugang zu Fachartikeln sichergestellt werden. Community Gruppen können das Vertrauen bei Ärzten und Mitgliedern schnell verlieren. Dieses Vertrauen gilt es zu schützen.

Weitere CyTRAP Beiträge zu Corporate Blogging, Strategie, Recruiting, Markenimage, Social Media Audit (anklicken – Suchauftrag wird ausgeführt).

Quelle: Careum Congress 1: Social Media Trends 

Wie sind Eure Erfahrungen in Online Foren für Betroffene und Familienangehörige? Welche Tipps habt Ihr für Mitglieder von Patientengruppen welche Social Media nutzen? Seit Ihr Mitglied in einer Patientengruppe? Habt Ihr einen Rat was das Bloggen betrifft? Freue mich wie immer über Euer / Ihr  Feedback in den Kommentaren unten. Danke

Weitere Einträge in dieser Serie folgen bald auf diesem Blog – Careum Congress #2, #3 usw.


Urs E. Gattiker, Ph.D. - CyTRAP Labs - CyTRAP BlogRank.
Über Urs E. Gattiker: Ich bin als Mitgründer von CyTRAP Labs GmbH gerne für Sie da wenn es um Strategien & Analytics im Marketing und Social Media  (Google Scholar anklicken) (siehe auch Microsoft Scholar – anklicken) geht.
Mein neuestes Buch Social Media Audit: Measure for Impact erschien 2013 bei Springer Science Publishers. Das nächste Buch erscheint 2014… (siehe Buch oben rechts).
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Sie erreichen mich via eMail oder   telefonisch unter +41 (0)44 272 – 1876.


  • http://blogrank.cytrap.eu/ig/4yt/*/*/*/CEO/top100 Urs E. Gattiker

    Yes Stan danke für diese Infos. Das hätte ich mir denken können mit dem Service für das Archiv von all den gesandten Tweets.

    Meine Idee war halt einfach, dass wenn eine Patientenorganisation das macht, dann könnten diese Mitglieder einen Blogeintrag schreiben.

    Ich finde wenn man einen Eintrag vorher schreibt, dann regt das die Diskussion an aber es fokussiert diese auch.
    Du schreibst:
    “Ansonsten “bin ich bei Dir”: was Du schreibst hat Hand und Fuß.”

    Danke für die Blumen.
    Urs
    @CyTRAP:twitter

  • Elisabeth Giovanoli

    Lieber Urs, ich beschäftige mich derzeit mit der Implementierung von Social Media im Bereich Spital/Krankenhaus. In vielen Punkten triffst Du den Nagel auf den Kopf. Beim Content bin ich etwas anderer Meinung – Content ist KING und wird auch von Google so bewertet. Um sich ein Stimme/Raum zu schaffen, muss der Content top sein, dann wird man auch in der Folge entsprechend gefunden (SEO). Mich persönlich würden an dieser Stelle die möglichen Schnittstellen zur Optimierung Spital/Patient interessieren. Du hast Recht, dass die Flut der Inhalte viele Abgänger mit sich bringt, vielleicht könnte man solche Plattformen in Zukunft auch über ein Gesundheitszentrum laufen lassen? Finde das einen interessanten Ansatz, die Eigenständigkeit muss dadurch nicht verloren gehen. Liebe Grüsse & Viel Erfolg

    • http://blogrank.cytrap.eu/ig/4yt/*/*/*/CEO/top100 Urs E. Gattiker

      Liebe Elisabeth @ElisaGiovanoli:twitter

      Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich glaube wir sind da so fast gleicher Meinung. Vielleicht noch ein Hinweis, du schreibst:
      “Beim Content bin ich etwas anderer Meinung – Content ist KING und wird auch von Google so bewertet. Um sich ein Stimme/Raum zu schaffen, muss der Content top sein, dann wird man auch in der Folge entsprechend gefunden (SEO).”

      Ich glaube da habe ich wohl nicht genügend gut kommuniziert und entschuldige mich. Selbstverständlich hast du 100% Recht, Content ist King. Unter Punkt 2 oben deute ich dies zwar an, aber vielleicht nicht genügend.

      Weil wir uns alle auf so vielen Plattformen bewegen, kann ein Forum oder ein Blog einer Patientengruppe nur dann Erfolg haben, wenn der Inhalt relevant ist (siehe das angehängte Schema). Somit muss dieser den Teilnehmern einen Nutzen bieten, ansonsten verschwinden diese bald wieder.

      Du schreibst ebenfalls:
      “Mich persönlich würden an dieser Stelle die möglichen Schnittstellen zur Optimierung Spital/Patient interessieren.”

      Diese Frage ist sehr schwierig. Das wichtigste ist sicherlich, dass man genau abklärt, was man WARUM den Patienten über Social Media, Webseite / Blog anbieten möchte. Da happert es leider noch ein wenig laut Michael Porter über: Die klare Social Media Strategie ist ein muss – ABER – anklicken, Film anschauen)
      Oft kann man auch die relevanten Inhalte nicht finden, da z.B. Google die pdf Dateien welche man zum kostenlosen Download bereitstellt nicht indexiert. Dies verbessert die Auffindbarkeit dieser Inhalte in Suchresultaten nicht gerade – sie werden oftmals nicht einmal gelistet.
      Auch hier, es gibt also noch viel zu tun.
      Freundlichst
      Urs @CyTRAP:twitter

  • Frank

    Social Media hat viele Gesichter und diese verändern sich sehr rasch. Das macht es sehr anspruchsvoll, hier immer die richtige Wortwahl, Comments und News zu nutzen. Oft sind viele Menschen heute von der Flut an Informationen auch überfordert. Daher schein mir die Möglichkeit, sich mit kurzen Beiträgen zu beteiligen, sehr sinnvoll. Speziell für Menschen, die sonst nicht gehört werden oder benachteiligt sind, wie die erwähnten.
    Wir sind bestrebt Social Media auch stärker zu nutzen, doch fehlen uns noch die personellen Ressourcen um immer up to date zu sein. Wir würden auch gerne über unsere Projekte – z.B. das neue Kinderbuch “So wie Du und ich” gereichten. Doch stellt sich für uns die berechtigte Frage, wie und wo man das am besten macht. Wir haben zwar Anfragen aus der ganzen Welt, können das aber kaum in so vielen Sprachen in einem Blog erledigen.
    Danke für Ihre Meinungen, Gedanken und Anregungen. Herzlichen Gruss / Frank Grossmann / Stiftung Orphanbiotec

    • http://blogrank.cytrap.eu/ig/4yt/*/*/*/CEO/top100 Urs E. Gattiker

      Lieber Herr Grossmann

      Vielen Dank für diesen Kommentar. Sie schreiben:
      “Oft sind viele Menschen heute von der Flut an Informationen auch überfordert. Daher schein mir die Möglichkeit, sich mit kurzen Beiträgen zu beteiligen, sehr sinnvoll.

      Das ist interessant. Doch wenn wir uns alle mit kurzen Mitteilungen beteiligen, wird die Flut noch grösser. Das hat dann zu folge das es Leute gibt, welche eigentlich ihre eMail im Unternehmen nicht mehr checken. Um sie zu erreichen benötigt man mehrere WhatsApp Mitteilungen und Facebook Chat Messages. Meine Erfahrung ist, dass dies sogar noch mehr Zeit braucht. Oft müssen Gedankengänge über mehrere Mitteilungen ausgetauscht werden.

      Sie un ich kennen beide sicher das Beispiel: Leute im Bus welche auf fast der ganzen Strecke Mitteilungen auf Twitter, WhatsApp oder via SMS verschicken. Da bin ich vielleicht zu skeptisch, aber bringt es das :-)

      Da finde ich das Kinderbuch – seltene Kinderkrankheiten (einfach anklicken – Buch anschauen) der Stiftung Orphanbiotec – anklicken interessanter, obwohl ich mir vorstelle, dass auch dies Zeit braucht, von deren einige von uns zu wenig Zeit zu haben scheinen.

      Vielen Dank Herr Grossmann @Elfenhelfen:twitter für diesen Beitrag.
      Freundlichst
      Urs @CyTRAP:twitter

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